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Alexandra Fender-Rother
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Öffentlicher Verkehr

TukTuks: Nichts macht seinem Namen akustisch eine grössere Ehre, als das dreirädrige Standardgefährt der nepalesischen Hauptstadt.

Hintergrund

Der Verkehr in Nepals Hauptstadt Kathmandu ist hektisch und chaotisch. Die öffentlichen Busse, Minivan-Transporter und TukTuks (dreirädrige Taxis) sind zumeist stark in die Jahre gekommen. Die für Südasien typischen Suzuki Maruti-Taxis sind winzig klein. Privatautos sind selten gesehene Luxusgüter. Von Überlandfahrten in öffentlichen Busen ist grundsätzlich abzuraten. Übermüdete Fahrer und schlechte Strassen führen immer wieder zu tragischen Unfällen.

Tipp

Taxifahren in Kathmandu ist einfach und günstig. Innerhalb der Stadtgrenzen kostet eine Fahrt zwischen 100 und maximal 800 Rupien (1 bis 8 Franken). Noch günstiger und authentischer ist aber eine Fahrt mit einem der zahlreichen Buse, Minivans oder TukTuks; den Fortbewegungsmitteln der Nepalesen. Fahrpläne gibt es keine. Wers wagt, stellt sich einfach an die Strasse und versucht zu verstehen, welche Fahrziele die Chauffeure und ihre Gehilfen durch die meist offenstehenden Türen hinausschreien. Achtung: Bezahlt wird erst beim Aussteigen. Einfach die Einstiegsstation nennen und den Fahrer nach dem Preis fragen. Innerhalb Kathmandus kostet eine Busfahrt zwischen 15 und maximal 50 Rupien.

TukTuk: Onomatopoesie auf drei Rädern

TukTuk, nomen est omen. Geballte Onomatopoesie auf drei wackligen Rädern. Die Menschen in Kathmandu nennen sie „Tempos“. Das wird dem Namen viel weniger gerecht. Stopps alle paar hundert Meter, Passagiere steigen aus dem engen Kabäuschen aus, gehen um das Gefährt herum, klauben 15 bis 28 Rupien aus ihren Taschen und strecken sie dem meist jungen, männlichen Fahrer durch die oft nicht vorhandene Fahrertür hindurch. Neue Passagiere steigen zu, quetschen sich in die kaum vorhandenen Lücken zwischen den bereits Dahockenden. Taschen auf die Knie, nach vorne beugen, nach hinten lehnen, Platz machen, wo scheinbar keiner ist.  

Zwölf Fahrgäste pro Tuktuk sind normal, 15 eine Qual. Mehr habe ich persönlich noch nicht erlebt. Mein Freund Dibesh hat erzählt, er habe schon mal in einem TukTuk mit 19 Fahrgästen gesessen. Doch, auf die Anzahl der Passagiere kommts nicht mal an. 
Das TukTuk als Gefährt bietet – ganz unabhängig davon, wie vollgestopft der mit zwei schmalen Sitzbänklein versehene Laderaum ist – kulturhistorischen Anschauungsunterricht. 

Vor Jahren habe ich mal einen Essay über die Kulturgeschichte des Stuhls gelesen. Die “Individualisierung des Sitzens” hat in Europa im 17. Jahrhundert eingesetzt. Damals trat der Stuhl als Objekt erstmals in dem ländlichen Leben gewidmeten Malereien holländischer Künstler auf. Zuvor gabs fürs gemeine Volk nur die Sitzbank. Zusammenhocken, zusammen essen, debattieren, saufen, johlen. Die sitzende Meute als Gemeinschaft, der einzelne Sitzende als Teil einer zusammengehörigen Tischrunde. Der Stuhl hat diese soziale Struktur gesprengt, hat das Individuum aus seinem unkultivierten Meute-Dasein befreit, ihm Manieren und korrektes Benehmen aufoktroyiert. Die Anonymität der Sitzbank-Gemeinschaft war plötzlich verschwunden. Dem eigenen Sitzen und damit dem eigenen Handeln wurden Grenzen gesetzt. Ich esse als Individuum, ich konsumiere Kultur als Einzelperson, ich sitze auf dem Stuhl, also bin ich mich, und nicht bloss ein Teil vom übergeordneten Uns. 
Und das TukTuk? Es setzt die in ihrem Benehmen konditionierten Individuen zurück auf die enge Sitzbank. Und was macht der Mensch im TukTuk? Er verneint die Zugehörigkeit zur sitzenden Meute. Er sitzt, und schweigt, und lächelt freundlich. Er hat dazugelernt. Er sitzt auf der Bank neben Seinesgleichen, nunmehr als Individuum, nicht mehr als Teil der Gemeinschaft.

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