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Alexandra Fender-Rother
Nepal Trekking Expertin seit 1998.

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Preisverhandlung

Ohne sanfte Wut geht in Nepal nichts. Ausser man will über den Tisch gezogen werden.

Hintergrund 

Verhandeln gehört in Nepal mit zum Geschäftsalltag dazu. Das gilt auch bei den Taxi-Tarifen: Der Pauschalpreis für eine Fahrt wird schon vor dem Einsteigen ausgehandelt. Strassenhändler und Taxifahrer sind mit 50 Prozent des erstgenannten Preises meistens zufrieden. Nicht verhandelt wird in Supermärkten. Hier gelten die angeschriebenen Fixpreise.

Tipp 

Verhandeln Sie hartnäckig, aber freundlich. Nepalesen feilschen anders als etwa die türkischen Verkäufer auf den Märkten in Istanbul oder die arabischen Händler in den Konsumtempeln Kairos. Gegenseitiger Respekt und Anstand sind das A und O jeder erfolgreichen Verhandlung. Die vielgehörte Aussage „last price, sir“ oder „final price, madam“ brauchen Sie aber dennoch nicht ganz ernst zu nehmen. Bei diesem „last price“ fängt das Verhandeln oft erst richtig an.

Das Wut-Vakuum 

Ich habe in Kathmandu etwas gelernt über Wut. Sie ist gar nicht dieses kaum je aufkommende Grenzgefühl, als das ich sie bisher zu kennen glaubte. Sie ist kein seltenes Donnergrollen der Empfindung und kein ab und dann aufflammendes Extrem des menschlichen Emotions-Spektrums. Sie ist nicht bloss eine sinnliche ultima ratio, zu der nur greift, wer alle übrigen Register bereits gezogen hat. Nein, sie ist eine Form des Alltagstheaters, ein Stilelement des täglichen Spiels, zu dessen Figuren wir werden, sobald wir hinaustreten an die staubige Luft. Wut ist omnipräsent, sie ist nötig. Nicht als ernstgemeintes Unbehagen gegenüber anderen Figuren, sondern als banale Kommunikationsform, als Diskursmittel. Ich bin wütend, als bin ich, als musst du mich wahrnehmen, ernstnehmen. Bin ich nicht wütend, wer bin ich dann, wieso solltest du mich dann beachten. Ohne Wut geht’s nicht, geht nichts. Kein vernünftiger Taxipreis, kein Vorwärtskommen im Gehsteiggedränge, keine Auskunft zum Wann-genau und Wo-genau kultureller Events. Manchmal – etwa im Himalayan Java Café um die Ecke – kriegt man nicht einmal die Rechnung ohne ein wütendes “dai, what about my bill now?”. Kathmandu ist im Grundsatz eine wütende Stadt. Es ist eine friedliche Form der Wut, zu der alle ihren stille Zustimmung geben. Umso erstaunlicher sind daher die Momente im gänzlich wutfreien Raum, der sich manchmal unangekündigt vor einem öffnet. Dann etwa, wenn der Taxifahrer auf den erstgenannten Preisvorschlag freundlich lächelnd mit “ok” antwortet und einem die Tür aufhält. Man sitzt dann da und kann die Fahrt nicht geniessen. Kein wütendes Bündnis, geschlossen zwischen zwei Seienden. Eher ein undefiniertes Nichts, das keinen Halt und keine Stabilität verleiht. Meine Reaktion: Ich hatte zum ersten Mal mehr bezahlt, als der Taxifahrer von mir verlangte. Ich konnte nicht anders. Denn was gibt es Stärkeres als nachgiebige Grosszügigkeit wo eigentlich Wut sein sollte.

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