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Hygiene in Nepal

Sunman hat einen Scheiss-Job, und ist mächtig stolz darauf.

Hintergrund

Das Fehlen von sauberen sanitären Einrichtungen ist in weiten Teilen Nepals ein grosses Problem. Bis 2017 will das Land „ODF“ (Open Defecation Free) werden, also dafür sorgen, dass alle Nepalesen Zugang zu einer Toilette haben. Dafür wären allerdings jährliche Investitionen in der Höhen von rund 85 Millionen Franken notwendig: Geld, das hier niemand hat. Selbst in der Hauptstadt Kathmandu haben mehr als 30 Prozent der Menschen noch immer keinen Zugang zu sauberen Toiletten. Fliessendes Wasser ist vielerorts ein Luxus. Gewaschen und „geduscht“ wird an öffentlichen Brunnen oder in natürlichen Gewässern.

Tipp

Klopapier ist in Nepal eine Luxusware. Nur High-End-Hotels und teure Restaurants bieten ihren Gästen das für viele Touristen unverzichtbare Gut. Es ist daher ratsam, selbst in städtischen Gegenden immer eine Rolle Klopapier mit im Gepäck zu haben. Sonst wird die gelegentlich aufflammende „Rache des Vishnu“ schnell zur mühsamen Tortur.

Scheiss-Job für eine sicherere Welt

Suman hat einen Scheiss-Job, und er liebt ihn über alles. Schliesslich ist es sein allererster. Er bekommt zwar kein Geld dafür. Aber, die Anerkennung seiner Schulkameraden und seiner Eltern, die ist ihm gewiss. Jeden Tag nach der Schule zieht Suman mit seinen selbstgebastelten gelben Flaggen los und macht sich auf die Suche nach Dorfbewohnern, die ihr Geschäft irgendwo auf den Feldern oder entlang des kleinen Flusses verrichten. „Wenn ich welche finde, dann renne ich sofort auf sie zu und scheuche sie weg. Ich schreibe ihren Namen auf die gelbe Flagge und stecke sie dort in den Boden, wo ich die Leute erwischt habe“, erklärt Suman stolz. Das sei ein wenig wie Verfolgungsjagd-spielen, lacht der spitzbübische Fünftklässler. Nur eben richtig, mit richtigen Bösewichten und ihm, einem richtigen Ordnungshüter.

Suman ist keineswegs einfach nur ein einfallsreiches Schlitzohr, das mit seinen Flaggen aus lauter Langeweile die unhygienischen Praktiken seiner Nachbarn an den gelb flatternden Pranger stellt. Suman ist einer von Dries Goeminnes Sauberkeits-Soldaten. „Mehr als 15 Millionen Menschen in Nepal sind täglich auf frisches Trinkwasser aus Flüssen und Brunnen angewiesen“, erklärt Goeminne, der seit einigen Monaten ein Projekt des Flämischen Roten Kreuzes im westlichen Myagdi-Distrikt leitet. Mit dem Projekt soll die lokale Bevölkerung für die Gefahren sensibilisiert werden, die von der „Open Defecation“, also dem wilden Toilettengang, ausgehen. „Durchfall ist nach wie vor eine der häufigsten Todesursachen für kleine Kinder in Entwicklungsländern wie Nepal. Und allzu oft wird er von verschmutztem Trinkwasser mitverursacht“, sagt Goeminne. Dagegen will er mit seinen Sauberkeits-Soldaten nun ankämpfen. Das Flämische Rote Kreuz unterstützt Aufklärungskampagnen in den entlegenen Dörfern der Gegend, erklärt den Bewohnern, wie wichtig es ist, regelmässig gründlich die Hände zu waschen und hilft ihnen beim Bau und dem Betrieb öffentlicher Toiletten. „Daneben wollen wir mit unseren gelben Flaggen zeigen, dass uns die Sache ernst ist. Wir wollen Übeltäter entlarven. Denn, wer sich nicht an die sanitären Regeln hält, gefährdet indirekt sein gesamtes Umfeld.“ Bei den Menschen sei es eben wie bei Computern, ist Goeminne überzeugt. „Hardware alleine reicht nicht. Toiletten und Brunnen sind nicht genug. Wir müssen auch die Software, also das Denken der Menschen verändern.“ Die gelben Flaggen sind ein Weg, das zu tun. Mahnend flattern sie im Wind des wilden Myagdi-Districts, auf dass Suman seinen Scheiss-Job irgendwann verlieren und sich eine neue, vielleicht erfüllendere Tätigkeit suchen werden muss. 

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